Wir setzen uns ein für Menschenrechte, insbesondere für Rechte von Frauen und Mädchen sowie von LSBTTIQ-Menschen (Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transsexuellen, Transgender, Intersexuellen und Queers). Zudem fördern wir Maßnahmen und Projekte zur Durchsetzung und Festigung von Menschenrechten wie z.B. politisches und juristisches Engagement, Lobbyarbeit und Öffentlichkeitsarbeit.

 

Unterstützung für LSBTTIQ-Geflüchtete

Bei just human gehen immer wieder verzweifelte Notrufe von LSBTTIQ-Geflüchteten ein. In Athen können viele weder die Miete für Schlafplätze noch Lebensmittel bezahlen. Die Folgen der Obdachlosigkeit sind Gewalt und jede Form von Ausbeutung. Menschen, die der Ausgrenzung und Verfolgung in ihren Heimatländern entkommen sind, müssen erneut um ihr Leben kämpfen.

just human unterstützt LSBTTIQ-Geflüchtete individuell in Notsituationen und einige LSBTTIQ-Geflüchtete, die sonst völlig mittellos wären, auch längerfristig mit monatlichen Hilfen z.B. für sichere Schlafplätze oder für Rechtshilfe. Gefördert wird zudem medizinische und therapeutische Hilfe, z. B. zur Behandlung von körperlichen und seelischen Verletzungen durch Gewalt und Verfolgung sowie zur Sicherung von Hormontherapien.

just human unterstützt, soweit das finanziell möglich ist. Um mehr Hilfe möglich zu machen, bitten wir um Spenden für LSBTTIQ-Geflüchtete.

Spenden für LSBTTIQ-Geflüchtete leiten wir 100%ig an LSBTTIQ-Geflüchtete, die in Not sind, weiter.
Infos zur rechtlichen Situation von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transsexuellen, Transgender * weltweit gibt es hier.

 

Fluchtgrund Liebe – Film von just human (2019)

 

Berichte von LSBTTIQ-Geflüchteten in Athen

Triggerwarnung! Texte enthalten Schilderungen von Gewalt.

Im Mai 2022 hat Ronja Narr während ihres Praktikums zwei LSBTTIQ-Geflüchtete interviewt. Emma und Dian, die Namen wurden aus Sicherheitsgründen geändert, berichten sehr kurz von jahrelanger Gewalterfahrung.

Emma*: Gewalt, Transfeindlichkeit, Drogen, Suizid

„Moria was like a djungel”

Emma kam 2017 nach Lesbos, Griechenland. Sie lebte im Camp Moria und beschrieb die Zustände dort als „wie in einem Dschungel“. Sie war Gewalt ausgesetzt und hatte kein Haus oder Wohnung, wo sie leben konnte. Nach einem Selbstmordversuch entschied sie sich, zurück in die Türkei zu gehen. Mit Freund*innen stahl sie ein Boot.
Straße in AthenViele Menschen in der Türkei sind sehr transfeindlich. Sie bekam keinen Job, sie wurde auf der Straße beleidigt und sie konnte erneut kein Haus oder Wohnung mieten. Als sie bei einer Freundin wohnte, riefen die Nachbarn die Polizei und behaupteten, sie sei pädophil.
Daher machte sie sich erneut auf den Weg nach Griechenland, wieder mit einem Boot. Als sie auf Lesbos ankamen, wurden Emma und ihre Freund*innen verhaftet, man warf ihnen Menschenschmuggel vor. Das Handy, welches sie damals besaß, ist immer noch im Besitz der Polizei.
Als sie freikam wurde sie von einer Gruppe Menschen unterstützt, sie konnte in einem Haus unterkommen. Anschließend machte sie sich auf den Weg nach Athen, auf der Suche nach einem Job, nach einem Pass und einem besseren Leben. Aber auch hier ist sie nicht glücklich. Sie erhält keine medizinische Unterstützung und wenn neue Arbeitgeber*innen erfahren, dass sie trans ist, wird sie meist sofort gebeten zu gehen.
Hilfe zu erhalten ist schwer, viele Organisationen können sie nicht unterstützen und auch das Fortsetzen ihrer Hormon-Therapie ist fast nicht möglich. Daher möchte sie nur noch weg aus Griechenland.
Wenn sie etwas an Athen ändern könnte, sagt sie, sie würde alle Drogen verbieten – inklusive Alkohol.

Emma hat sich Anfang 2022 an just human gewandt und wurde bei ihrer Hormon-Therapie und durch Rechtshilfe unterstützt.
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Dian*: LGBT, Frau, Flucht, Vergewaltigung

„Ich bin hierhergekommen um mich zu erholen, um frei zu sein, und nicht um von irgendwem gefangen gehalten zu werden.“

Dian ist 37 und kommt aus dem Iran. In Griechenland ist sie seit 2,5 Jahren. In Athen, sagt sie, gefällt es ihr sehr gut, die Menschen hier sind sehr nett. Allerdings habe sie hier zu viele schlechte Erfahrungen gemacht.

Als Dian nach Athen kam, lebte sie eine Zeit lang mit zwei Pärchen und zwei Frauen in einer Wohnung. Um die Miete zahlen zu können, putzte sie für das eine Paar. Dadurch konnte sie sich ein bisschen Geld ansparen. Nach einer Zeit verließ das Paar das Land, sie versuchte selber eine Wohnung zu mieten. Um sich das leisten zu können suchte sie nach einer Mitbewohnerin. Da diese Mitbewohnerin jedoch nicht besonders ordentlich und sauber war, suchte sie nach kurzer Zeit nach einer neuen Mitbewohnerin oder einem neuen Mitbewohner. Zu dem Zeitpunkt als ihr neuer Mitbewohner einzog, hatte sie kein Geld und auch keine Arbeit.
Der Mitbewohner bot ihr an, alle Kosten zu übernehmen und aufgrund ihrer finanziellen Lage nahm sie das Angebot an. Nachts kam er zu ihr und vergewaltigte sie. Sie konnte nirgendwo hingehen und musste ihr Leben weiterführen. Danach, erzählte sie, habe sie keine Kraft mehr gehabt. Das Leben fühlte sich nur noch wie eine Linie an, auf die sie keine Auswirkung nehmen konnte.

Jeden Morgen wachte sie auf und fühlte die Augen des Mannes auf ihr.
Nach kurzer Zeit kontaktierte sie den Vermieter und bat ihn um eine neue Wohnung. Zudem fragte sie ihn nach Arbeit. Er bot ihr an, dass sie für ihn arbeiten könne. Da sie den Vermieter und nun auch Arbeitgeber kannte, arbeitete sie sehr hart und warb viele neue Klient*innen als Mieterinnen und Mieter für seine Wohnungen an. Sie versuchte stark zu sein.
Eines Tages fragte der Vermieter sie, ob sie zu einem neuen Haus kommen könne. Als sie dort ankam, war außer ihr nur noch ein weiterer Mann vor Ort – derjenige, der bereits erwähnt wurde. Er versuchte sie zu überreden mit ihm auf den Vermieter zu warten. Er sprach mit ihr und brachte ihr Bier, zog sie in das Schlafzimmer und verschloss die Tür. Dian hatte Angst, auch Angst, ihren Job zu verlieren. Als er anfing ihr ihre Kleidung auszuziehen, verfiel sie in eine Art Schockstarre, „it felt like a phobia“. Sie konnte sich nicht bewegen, nichts sagen.
Als sie dem Vermieter mitteilte, dass sie zur Polizei gehen werde, sagt er ihr, sie müsse bis zum nächsten Tag ihre Wohnung räumen.
Sie ging zu einer Organisation, die ihr, nach einem Gespräch mit einem Psychiater, Medikamente verschrieb. Mehr Hilfe wurde ihr nicht angeboten.
„If you don’t have asylum, no one helps you.“

Inzwischen konnte sie Papiere und Asyl beantragen und hat nun, nach einem Jahr und 8 Monaten, einen positiven Asylbescheid. Dian arbeitet in einer Firma am Band. Dennoch ist sie unschlüssig, ob sie hierbleiben soll.

Dian hat sich im Dezember 2020 an just human gewandt. Damit sie sicher wohnen kann, wurde sie monatlich mit einem Mietzuschuss unterstützt. Seit sie eine feste Arbeitsstelle fand, kann sie selbst für ihren Lebensunterhalt und ihre Miete aufkommen.

Dian wünscht sich, dass sich mehr Menschen über die Situation von Frauen im Iran und in Afghanistan informieren. Hierfür hat sie uns zwei Tipps mit auf den Weg gegeben, beides ist bei YouTube zu finden:

Musikvideo: Mojgan Azimi – Ayeh
Film mit englischen Unteriteln: The Stoning of Sorya M (2008)

(*Name geändert
)

 

Spenden für LSBTTIQ-Geflüchtete

 

Graffiti zu Pushbacks in Athen

Graffiti zu Pushbacks, Athen